Social Media: Und wie sollen wir?

Nachdem wir uns die Frage gestellt haben, ob wir als Bauernhof überhaupt auf Social Media präsent sein wollen, kommt schon die nächste Frage: Welche Social-Media-Plattform sollen wir wählen? Und wie sollen wir denn präsent sein? Kriegen wir dies in unserem bereits gut gefüllten Alltag unter? Lasst mich dazu ein paar Gedanken und Tipps teilen.

Die Frage nach dem Wo:

Wenn wir von Social Media sprechen, meinen wir in der Schweiz am häufigsten LinkedIn, Instagram, Facebook, Snapchat, TikTok, Pinterest oder Twitter. Dies sind gemäss Statista die führenden Social-Media-Kanäle nach Anzahl der aktiven Nutzer im Jahr 2023 in der Schweiz.

Während LinkedIn ein Business-Netzwerk ist, wo die Landwirtschaft ebenso vertreten, aber eher im wirtschaftlichen und politischen Bereich thematisiert wird, sind die übrigen Kanäle eher der Freizeit und den persönlichen Interessen zugeordnet und damit gute Kanäle, um interessierte Personen zu erreichen. Dabei dominieren Instagram und Facebook, gefolgt vom Kurzmessagedienst Snapchat und der Video-Plattform TikTok, der Kreativ-Plattform Pinterest und dem eher politisch orientierten Twitter.

Keine Angst — ihr dürft natürlich überall präsent sein, müsst aber nicht. Mit Instagram und Facebook als die beiden meistgenutzten Non-Business-Netzwerke erreicht ihr die höchste Anzahl Nutzer in einer attraktiven Zielgruppe: Während sich bei Facebook eine nicht mehr blutjunge Generation tummelt, ist Instagram nach wie vor gut durchmischt - von ganz jung bis bitzli mittelalt. Eine ideale Mischung, um Informationen und Werte zu transportieren, aber natürlich auch Produkte anzubieten und damit potenzielle Kundinnen und Kunden anzusprechen.

Der Anfang macht das Profil:

Das Profil ist eine Kurzübersicht zu eurem Bauernhof. Damit könnt ihr euch kurz vorstellen aber auch Kontaktdaten oder z. B. Öffnungszeiten vermitteln.

  • Das Profilfoto soll ansprechend sein und eine Wiedererkennung eures Hofs bieten — also z. B. das Logo, das Gebäude oder eine bestimmte Tierart enthalten, welche nur bei euch zu finden ist

  • Der Name ist idealerweise auch eurer Hofname, kann aber mit einer Besonderheit ergänzt werden — also z. B. Bauernhof Muster mit Hofladen

  • Im Beschrieb könnt ihr euren Hof vorstellen — z. B. Tiere, Ausrichtung, Haupttätigkeiten, Angebote, Labels

  • Zum Schluss solltet ihr euer Profil mit der Website sowie weiteren Kontaktdaten ergänzen. Denkt daran: Es gibt viele Personen — bei der jungen Generation immer mehr — welche die Informationen in den sozialen Netzwerken und weniger in den Suchmaschinen suchen

Dann kommt die Frage nach dem Inhalt, auch Content genannt:

Eins ist sicher: So viel natürlichen Inhalt wie wir hat niemand. Weil auch niemand so einen abwechslungsreichen Beruf und Alltag hat. Und das machen wir uns auf Social Media zur Stärke, indem wir genau diesen abwechslungsreichen Alltag auch für — eben — abwechslungsreiche Posts nutzen:

  • Tiere: Sie sind stets ein beliebtes Sujet und ihr könnt hier aus dem vollen Schöpfen und eure Arbeit mit den Tieren zeigen. Dabei ist es wichtig, dies auch liebevoll zu tun, um unnötige Diskussionen über Tierwürde zu vermeiden.

  • Wiesen, Acker, Bäume etc.: Auch hier könnt ihr so viel zeigen, wie ihr mögt und auch gerne erklären, was ihr macht. Nicht alle können ein wachsendes Getreide und eine Wiese unterscheiden oder verstehen, weshalb es eben die Gülle braucht oder was Biodiversität bedeutet.

  • Haus und Hof: Eine persönliche Komponente, wie z. B. eine Kurzvorstellung der Personen auf dem Hof oder Person xy bei der Arbeit, rundet euren Inhalt ideal ab und ist sehr beliebt. Es ist aber wichtig, dass ihr wie auch allfällige anderen Personen sich dabei wohlfühlen, also immer zuerst gerne fragen, bevor ihr Fotos postet.

  • Produkte und Hofladen: Auch hier könnt ihr unbedingt gerne alles zeigen, was ihr habt und anbietet. Toll ist, wenn ihr auch auf die Entstehung der Produkte eingeht und damit eine Geschichte zu euren Produkten erzählt. Damit könnt ihr euch super vom Grossverteiler differenzieren. Wichtig: Ein Profil nur mit Posts zu den Produkten wird schnell als reines Werbeprofil wahrgenommen. Gerade deshalb ist es wichtig, dass ihr auch die anderen genannten Inhaltsmöglichkeiten berücksichtigt: So habt ihr nicht nur einen schönen Mix, sondern bietet eure (potenziellen) Kundinnen und Kunden auch einen echten Einblick in eure Tätigkeiten. Das schafft Sympathie, was eine wunderbare Voraussetzung für einen Kauf ist.

Okay, und welches Format wähle ich denn nun für meinen Inhalt?

Für eure Posts habt ihr die Wahl zwischen unterschiedlichen Formaten:

  • Ein "normaler” Post für den Feed, das ist ein Text mit Foto oder Video

  • Story: Diese ist 24h sichtbar und wird danach automatisch gelöscht. Sie kann aber auch zuvor in die Highlights übertragen und kann so auf dem Profil gespeichert werden

  • Reels: Das sind Kurzvideos, welche mit Text und Icons ergänzt werden können. Aktuell werden diese von Plattformen wie Instagram sehr gefördert, weil Tiktok als Konkurrenz angesehen wird. Gefördert heisst: Wer Reels postet, wird quasi als “interessanteres” Profil angesehen, die Inhalte werden mehr angezeigt und das Profil anderen Personen zum Folgen vorgeschlagen

  • Live: Hier könnt ihr ein Live-Video starten, wenn ihr etwas direkt für Zuschauer übertragen wollt. Das kann zum Beispiel eine Veranstaltung oder eine Versammlung auf eurem Hof sein, welche via die sozialen Medien verfolgbar sein soll.

  • Shopping: Auch könnt ihr quasi euren Online-Shop in die sozialen Medien übertragen. Dies zu thematisieren, würde aber den Rahmen sprengen. Wer mehr dazu wissen möchte, kann sich gerne an mich wenden.

Und was gibt es sonst noch zu beachten?

Damit eure Posts wirkungsvoll sind und die richtigen Followers gewonnen und angesprochen werden können, hier noch ein paar weitere Tipps:

  • Foto und Video: Hier zählt eine gute Perspektive und Qualität und ihr könnt hier auch die Bildbearbeitung auf dem Handy ntuzen. Und: Lieber ein Hauptmotiv wählen und mehrer Bilder posten, als alles auf ein Bild packen wollen.

  • Text:

    • Ein interessanter Einstieg animiert die Personen, den ganzen Post zu lesen bzw. auf “mehr” zu klicken (was dann — vereinfacht gesagt — im Hintergrund wieder als Aktivität auf eurem Profil wahrgenommen wird und dem Algorhytmus signalisiert, dass hier ein interessanter Inhalt vorhanden ist, was wiederum dazu führt, dass dieser Inhalt mehr (potenziellen) Followern angezeigt wird).

    • Der Hauptteil kann mal kurz, mal länger sein. Je nachdem, was ihr zu eurem Bild oder Video sagen möchtet. Fühlt euch nicht gezwungen, stets einen langen oder kurzen Text zu schreiben. Lieber so, wie es gerade kommt, dafür authentisch bleiben.

    • Zum Schluss bietet es sich an, zu etwas aufzufordern. Also z. B. “vorbeischauen lohnt sich” oder “ mehr dazu auf unserer Website” oder “Jetzt kaufen”. Selbstverständlich nur dort, wo es auch Sinn macht und passt.

  • Hashtags: Gerade auf Instagram sind diese sehr wichtig, weil diese den Post “lenken” können, also z. B. dadurch Personen angezeigt werden, welche sich für die Bauernhof-Themen interessieren. Oder weil ihr durch Hashtags gefunden werden könnt. Wichtig ist, dass eure Hashtags zu eurem Inhalt passen. Ihr könnt diese dann mit allgemeinen “Landwirtschafts-Hashtags” ergänzen und zum Beispiel auch einen eigenen Hashtag für euren Hof definieren, also z.B. #hofmuster. Damit ihr euch Arbeit spart, könnt ihr eure oft verwendeten Hashtags abspeichern. Und: Viele Personen folgen via Hashtag dem eigenen Wohnort. Wenn ihr also die Ortschaft als Hashtag in den Posts verwendet oder markiert, erreicht ihr damit mehr Personen aus dem nahen Umkreis.

  • Regelmässigkeit: Ja, einmal im Jahr ist auch regelmässig, aber für die sozialen Medien reicht dies definitiv nicht, um Follower aufzubauen und diesen Kanal für eure Zwecke zu nutzen. Es muss aber auch nicht jeden Tag sein. Gut wäre, wenn ihr pro Woche 1 - 2 Posts machen könnt. Wenn ihr gerade keine Ideen habt: Fragt gerne mal bei den Kindern oder euren Angestellten oder überlegt euch am Morgen kurz beim Kaffee oder Zmorgetisch, was heute Interessantes ansteht. Bitte beachten: Was für euch vielleicht schon fast langweilig ist, kann für andere sehr interessant sein.

  • Zeitpunkt: Die meisten Personen sind wochentags abends ab ca. 18 Uhr in den sozialen Medien oder während der Mittagszeit aktiv. Am Wochenende auch eher mal tagsüber. Es lohnt sich, diese Zeiten zu beachten, damit eure Inhalte auch möglichst vielen Personen angezeigt werden. Es ist kein Problem, wenn ihr um diese Zeit nicht online sein könnt: Es gibt die Möglichkeit, den Post zu einem gewünschten Zeitpunkt zu planen. Das könnt ihr entweder direkt in der App machen. Oder ihr könnt euch für Instagram und Facebook die Meta Business Suite installieren. Dort könnt ihr eure Posts in einem Kalender planen und zum gewünschten Zeitpunkt automatisch ausspielen lassen. Das lohnt sich, wenn ihr mehrere Posts planen wollt oder z. B. euch gerne hinsetzt und die Posts in die App eingebt, um danach für den Rest der Woche nur noch mit den Reaktionen und Kommentaren beschäftigen möchtet.

  • Kommentare: Sie sind Fluch und Segen zugleich. Wohlwollende Kommentare und Fragen könnt ihr gerne mit einem “Gefällt mir” und einem Dankeschön oder einem sonstigen passenden Text beantworten. Kritische Kommentare sind da schon etwas schwieriger. Eine gesunde Diskussionsebene ist durchaus möglich, aber leider in den sozialen Medien nicht immer einfach. Wenn es zu eskalieren droht: Ruhig bleiben und sich nicht zu etwas hinreissen lassen. Eine De-Eskalation könnt ihr ermöglichen, indem ihr anbietet, die Diskussion gerne auf einer anderen Ebene weiterzuführen und dazu auch den Kontakt ermöglicht (also zum Beispiel via Privatnachricht). Es ist aber auch möglich, die Kommentare eurerseits unkommentiert zu löschen.

  • Markierung: Ihr könnt in euren Posts auch andere Profile markieren. Dies funktioniert mit dem @ und dem Namen des Profils. Das macht Sinn, wenn ihr zum Beispiel über ein bestimmtes Profil sprecht, eine Kooperation habt oder andere auffordern wollt, ebenfalls Bilder zum Thema zu teilen. Tipp: Der Schweizerbauer (@schweizerbauer1) und die Bauernzeitung (@bauernzeitung1) re-posten die Inhalte gern in ihrer Story, wenn es ein landwirtschaftliches Thema ist und sie markiert werden. Für euch bedeutet dies eine tolle Reichweite und damit Aussicht auf mehr Follower.

  • Community: Ohne die genaue Zahl zu kennen, gibt es bereits mehrere hundert Profile von Bauernhöfen in den sozialen Medien. Es ist Ehrensache, einander zu folgen und zu unterstützen. Das heisst, gerne mal ein “Gefällt mir” für einen Post eines anderen Bauernhofs dalassen oder ein wohlwollender Kommentar. Denn diese Interaktionen helfen euch und den anderen, häufiger angezeigt zu werden, was wiederum zu mehr Follower führen kann.

Und — nach all diesen (zugegebenen) vielen Sachen — die Frage nach der Zeit:

Ja, ihr schafft das. Denn wie gesagt, niemand hat so einen abwechslungsreichen Beruf wie ihr. Ihr braucht also nicht lange nach Inhalt zu suchen (wie es viele Marketingabteilungen von Firmen machen müssen), sondern könnt euren Alltag dazu nutzen, die sozialen Medien mit interessanten Inhalten zu bedienen. Gepaart mit Infos zu euren Produkten habt ihr einen schönen Mix zusammen, welcher sympathisch und authentisch ist. Das ist eine ideale Voraussetzung für ein spannendes und nicht zuletzt erfolgreiches Profil in den sozialen Medien.

Und wenn vielleicht auch aller Anfang schwer ist: Die Übung und auch der Spass kommen mit der Regelmässigkeit und mit den Reaktionen. Denn ein neuer Follower, ein neues “Gefällt mir” oder ein schöner Kommentar wirken durchaus animierend und motivierend: Nicht nur, die sozialen Medien weiter zu pflegen, sondern auch als Motivation von aussen für unseren Arbeitsalltag.

Ich wünsche euch viel Erfolg und viel Freude und wenn etwas unklar ist — gerne melden.

Hinweis: Diese Infos wurden aufgrund eigener Erfahrungen und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengetragen und haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit (es gäbe tatsächlich noch recht viel mehr zu erzählen :)). Stand: Juni 2024.

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Social Media: Sollen wir?